Mitten im Herzen von Havanna, umgeben von der Aura längst vergangener Zeiten, fand ich mich auf einem Kopfsteinpflasterweg wieder, der von Gebäuden mit knisternden Fassaden gesäumt war. Als Fotograf, der das Authentische jagt, konnte ich mein Glück kaum fassen. Dort vor mir, perfekt in diese historische Szene eingebettet, stand ein Oldtimer – ein echter Clásico. Mit seiner türkisfarbenen Karosserie, die in der goldenen Stunde schimmerte, und dem glänzenden Chrom, der im milden Nachmittagslicht glitzerte, machte der Wagen inmitten der altersschwachen Architektur von Havannas Altstadt eine zeitlose Figur.
Der Blick auf die Straße zeigte ein lebendiges Mosaik kubanischen Lebens. Spuren des Alltags waren in den ausgetretenen Gehwegen zu finden, während sich die Sonne durch die hohen Gebäudereihen schlängelte und verschwenderische Schatten auf den Boden warf. Meine Augen folgten den Stromleitungen, die wie improvisierte Notenlinien zwischen den Balkonen aus der Kolonialzeit hin und her tanzten. In der Ferne erhaschte ich die Gestalt eines Passanten, der genauso ein Teil dieses zeitlosen Gemäldes war wie der Chevrolet, der so scheinbar selbstverständlich dort parkte.
Mit meinem 70-mm-Objektiv und einer Blende von f8, die genügend Tiefenschärfe für die klar definierten Geometrien der Szenerie bot, fokussierte ich auf den Clásico, um ihn und die Straße, die ihn cradelt, ins rechte Licht zu rücken. Das sanfte Bokeh um die Kanten herum schenkte dem Bild Charakter und Ruhe, während die bildzentrierte Komposition den Oldtimer zur Ikone erhob. Diese Detailverliebtheit und der Respekt für das Motiv sollten sich im fertigen Bild widerspiegeln.
Als ich den Auslöser betätigte, war ich mir bewusst, dass ich nicht nur ein Auto fotografierte – ich fing einen Charakter ein, eine Erzählung aus Stahl und Patina. Es war dieses Stück unangetasteten Kubas, das mir die Geschichten erzählte, die ich suchte: Geschichten von Stolz, von Zeitenwandel und beständiger Schönheit. Das Bild, was ich "Clásico" nannte, sollte eben jene Quintessenz festhalten – es wurde zum Tribut an einen Geist, der trotz aller Veränderungen fortlebt. Es war nicht nur ein Foto für mich; es war ein Gefühl, etwas Bleibendes in der Vergänglichkeit festzuhalten. Jedes Mal, wenn ich darauf zurückblicke, spüre ich wieder die warmen Böen von Havannas Geschichte auf meiner Haut.
Dieser Beitrag ist Teil der Fotoreihe
Cuba von Dr. Alexander Motzek. Erkunde
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